Dein Licht unsre Seele
erleuchte, erneuer!
Johannibrief 2022
Um die Sommersonnenwende am 21. Juni steht die Sonne im Jahreslauf am höchsten. Wir erleben den längsten, hellsten Tag des Jahres und die lauesten Sommernächte. Die Natur hat zu ihrer üppigsten Pracht gefunden: Die Blumen blühen mit voller Kraft; Rittersporn, Gladiolen und die ersten Sonnenblumen zeigen ihre hoch wachsende, aufrechte, in den Himmel gerichtete Gestalt.
Um Sommeranfang herum hat man sowohl in vorchristlicher als auch in christlicher Zeit Feste gefeiert. Die Feste um die Sommersonnenwende der vorchristlichen Zeit huldigten der lebensspendenden Sonne und dem Licht. Die Menschen entzündeten Feuer, tanzten um die Flammen und spürten ihre Verbindung mit der Natur (Stonehenge wurde für solche Feste gebaut). Shakespeares “Sommernachtstraum” zeichnet ein lebendiges Bild des vorchristlichen Sommerfestes: Geisterwesen, Menschen, Tier und Natur vereinigen sich in einem ekstatischen Taumel, flirren und wirren ineinander und umeinander und treiben Schabernack. Ein Fest der Sinne, ein Fest der Verbindung zwischen geistiger Welt und Ratio.
Die christlichen Bräuche um den längsten Tag des Jahres rückten die Figur Johannes des Täufers in den Mittelpunkt der uralten Festtradition: Johannes, der Erneuerer, der Impulsgeber, der Ankündiger des Christus, eignete sich als neue Symbolfigur für das vormals heidnische Fest wunderbar. Johannes ruft die Menschen dazu auf, das Alte, Überkommene abzustreifen und sich dem Neuen, Hellen, Guten zuzuwenden.